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Peter

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Peter

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Beitrag 6911907 , Kinotip: Der Baader Meinhof Komplex [Alter Beitrag21. November 2008 um 22:32]

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Kinotip im Raketenforum: War ihr schon in "Baader-Meinhof?". Ähh- sind das nicht diese TERRORISTEN? Hilfe! Mit denen haben wir nichts zu tun!

Oder doch? Ich meine: Ganz viel sogar. Die "Baader-Meinhof Bande" war für unsere Szene der schlimmste Feind. Hinterher war nichts mehr so wie vorher. Wird es nie wieder sein.

VORHER: Das war die Zeit, da hat dir die junge Verkäuferin in deiner Lieblingsdrogerie den Schwefel und den Salpeter auf Wunsch gleich im passenden Verhältnis abgewogen. Wenn du den Treibstoff lieber auf Chloratbasis gemischt hast, dann mußtest du nur Wegfrei, Unkraut-Ex oder Kaliumchlorat verlangen. Es war völlig normal wenn einer von sich sagte, er sei Bombenbauer. Das waren damals viele, und ihr einziges, ganz harmloses Ziel war, daß es lauter knallen sollte als der Kanonenschlag zu Silvester. Die meisten machten das nur kurze Zeit -so wie heute die Laufkundschaft beim T1 Fliegen- dann verloren sie das Interesse.

Ich war nie ein "Bombenbauer". Mich faszinierte die Raumfahrt und vor allem der Raketenantrieb, und den wollte ich für mich selber entwickeln. Da durfte es eben NICHT knallen, das war der größtmögliche Frust. Die Beherrschung dieses agressiven Feuers, so daß es deine Rakete fliegen läßt, das war absolut faszinierend. Echtes Raketenbauen.

NACHHER: Überall Terroristenhysterie. Rasterfahndung. Videoüberwachung. Bundestrojaner. Großer Lauschangriff. Maschinenlesbare Ausweise mit Fingerabdruck. Der Verkauf aller einschlägigen Substanzen an Privatpersonen ist verboten. Der Umgang mit eigenen Mischungen macht dich dermaßen zum Kriminellen, da kommen der U-Bahn Schläger oder der Kinderschänder vergleichsweise gut weg. Die kriegen sozialtherapeuthischen Abenteuerurlaub auf Staatskosten, du kriegst maximal einen Sack über den Kopf, ein Ticket mit CI Airlines und einen Käfig in Guantanamo.

In Westdeutschland haben wir für Einstieg in den Terror keine Araber gebraucht, einige unserer bekloppten Altachtundsechziger mutierten ganz von selbst zu hausgemachten Terroristen. Für alle die zu jung sind um das mitbekommen zu haben, ist dieser Film ein spannendes Stück historischer Aufklärung.

Da sieht man zum Beispiel in einer Szene, wie die mit vielen Handkaffeemühlen hantieren. (Randbemerkung: Ich hab noch keinen getroffen, der mit einer Handkaffeemühle gutes Schwarzpulver gemacht hätte.) Szenen wie diese lassen chemieschwache Fahnder noch heute glauben, daß Kaliumnitrat die Einstiegsdroge in den internationalen Terrorismus wäre.

Aus heutiger Sicht ist es bizarr, daß diejenigen, die damals irgendwen vom Imperialismus "befreien" wollten, daß ausgerechnet die mit dafür gesorgt haben, daß die Bürgerrechte heute nur noch eine Schatten dessen sind, was damals üblich war. Sie hätten die Bundesrepublik vom "authoritären Obrigkeitsstaat" zum liberalen Gemeinwesen reformiert, so ungefähr brüsten sich die Alt-68er noch heute. Wirklich?

Dabei war das damals politisch tatsächlich eine aufregende Zeit, die sich heutige Jugendliche wohl garnicht mehr vorstellen können. Eine besondere Szene am Anfang des Films zeigt, wie Studentenführer Rudi Dutschke im rappelvollen AudiMax spricht, gerade diese Einstellung läßt ahnen, wie die Leute damals drauf waren. Und da hält uns der Film doch ein Stück weit den Spiegel vor: Wo man damals in einer Massenbewegung aktiv wurde, um sich für Andere einzusetzen, für die Kriegsopfer in Vietnam zum Beispiel, da sind wir heute blasiert, ich-bezogen, nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Ist das besser?

Egal wie man zu alledem steht, ich finde, man sollte den Film gesehen haben.

Geändert von Peter am 21. November 2008 um 22:41

Oliver Arend

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Beitrag 6911914 [Alter Beitrag21. November 2008 um 23:41]

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Den Film sollte man auf jeden Fall gesehen haben. Beeindruckend und gleichzeitig beklemmend ist die Szene mit den Jubelpersern ganz am Anfang, wo im Anschluss Benno Ohnesorg erschossen wird. Ohne eine gewisse Vorbildung, um die ganzen Namen auseinanderhalten zu können (die im Film extrem selten genannt werden), ist der Film jedoch schwierig zu verfolgen.

Bin mal gespannt, wann die Leute in Deutschland wieder merken, was mit Mistgabeln und Fackeln so möglich ist ;-)

Oliver
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Neil

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Beitrag 6913936 [Alter Beitrag25. November 2008 um 14:58]

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Hi,

ich wollte da auch rein und habe mir deswegen mal den Artikel zu der RAF bei Wikipedia durchgelesen. Täusche ich mich oder haben die irgendwie nicht angefangen politische Ziele durchzusetzen? Das sieht so aus als ob die mit Geldbeschaffung (Banküberfälle) angefangen haben und dann nur noch versucht haben ihre Leute aus dem Knast zu holen.

Gruß

Neil

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Oliver Arend

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Beitrag 6913937 [Alter Beitrag25. November 2008 um 15:11]

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In der Frühphase (1. Generation mit Andreas Baader u.a.) gab es Brandanschläge auf Kaufhäuser (oder zumindestens einen) und US-Einrichtungen. Ob man das jetzt als "Durchsetzung politischer Ziele" definiert/definieren kann, ist eine gute Frage, aber es waren definitiv keine Geldbeschaffungsmaßnahmen.

In der zweiten Generation wurden dann Freipressungen und "politische Zielsetzungen" miteinander gekoppelt. Die haben ja nicht umsonst Buback und Schleyer umgebracht statt nur irgendwen.

Oliver
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