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O Shovah

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Beitrag 7504900 , Baubericht Carbon Dart [Alter Beitrag13. Juni 2011 um 23:48]

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Servus,

nachdem ich vorm RJD nicht die Zeit dafür gefunden habe möchte ich jetzt einen retrospektiver Baubericht à la Dennis nachreichen. Kritik und Anregungen könnt ihr ruhig gleich hier posten.

Die Daten:

Länge: 1500 mm
Durchmesser: 55,5 mm
Gewicht: 1,56 kg
Motorisierung: von G bis J (maximal 38/720 oder 54/852) fg



Die Idee für dieses Projekt entstand am RJD 2010, als Holger mir ein wunderschönes 54er Carbonrohr zeigte und ich mir gleich eine passende Rakete dazu überlegt habe, denn mit dem Innendurchmesser bot sich natürlich Minimum Diameter an. Das bringt aber auch ein paar Probleme mit sich: kleine Rakete + großer Motor = schnell und hoch, also braucht es genug Stabilität vor allem bei den Flossen und selbstverständlich eine zweistufige Bergung.




Eine Möglichkeit für die Fins wär gewesen sie mit dicken Fillets stumpf zu verkleben und dann nochmal tip to tip drüberlaminieren, allerdings hatte ich da keine Erfahrungswerte wie stabil das wirklich wird und ob ich das optisch gut hinbekommen hätte bezweifle ich auch. Also habe ich mich für die zugegebenermaßen aerodynamisch ungünstigere Lösung mit der Alu-Fincan entschieden. Die Vorteile sind: man kann die Bauteilfestigkeit relativ gut berechnen, die Fins können zum Transport, oder bei Beschädigung abmontiert werden und die Optik stimmt auch, da die Halterungen von einer Firma professionell gefertigt wurden und das kostenlos!




Wie man sehen kann sind die Laschen exzentrisch angeordnet, sodass die Fins mittig sitzen, wenn sie seitlich angeschraubt werden. Dazu nehme ich Muttern mit Flansch, weil die bei gleicher Bauhöhe mehr Auflagefläche haben als normale.








Der Booster ist wie man sieht kein CFK, sondern ein Pertinaxrohr. Ein Grund dafür ist, dass die CTI Pro54 etwas größere Fertigungstoleranzen zu haben scheinen und deswegen gerade nicht in das CFK-Rohr passen, aber das macht nichts, denn die Hitze eines 54er Motors hätte das auf Dauer vermutlich eh nicht mitgemacht. Dadurch ergibt sich zwar ein kleiner Durchmessersprung, der sich aber mit einem konischen Aluring kaschieren lies.






Der nächste Punkt war der Retainer, den ich bei Roman auf der Drehmaschine gemacht habe, wie in seinem Thread schon zu sehen war. Das waren zwar meine ersten Gewinde auf einer Drehmaschine, aber es hat zur Glück alles auf Anhieb geklappt.
Der begrenzende Faktor war hier der Außendurchmesser von 61mm bei den Finhalterungen, den ich beim Retainer beibehalten wollte. Dadurch hatte ich nur 1,5mm für Grundkörper und Verschluss, aber für ein Gewinde mit 1mm Steigung hats gereicht. Der Verschluss hat außerdem noch einen Absatz für 38mm Motoren um die Dicke eines einfachen Schubrings auszugleichen und ist farblos eloxiert, damit er die abstrahende Hitze und den Ruß besser abkann.









Bei der Bergung habe ich es klassisch gehalten. Ebay in der Mitte, Drouge unten und Hautpschirm oben. Die Drouge Sektion hat das Anti-Zipper Design mit Trennstelle direkt über dem Booster und die Option auf Motor-Backup, der Hauptschirm wird mittels Kolben bei der Spitze ausgestoßen und wird dann von einem 15" Pilotschirm aus seinem Deploymentbag gezogen.




Der Drouge ist ein 45cm Kreuzschirm, der Hauptschirm 110cm. Das ist der, den es beim letzten Flug der Elypso abgerissen hat, deswegen wurde er mit Kanteneinfassband verstärkt und die 12 Leinen (je 180 kg Maximallast) sind nicht mehr geknotet, sondern eingenäht. Beim Vorschirm habe ich sogar je 500 kg Bruchlast, da bin ich ein gebranntes Kind .




Da PML Kuppler leider nicht für dieses Rohr passen habe ich mir ein kleines Hilfsmittel aus Resten in der Werkstatt gebaut um Rohre besser einspannen zu können. Die Phenolrohre ließen sich auch gut abdrehen und passen jetzt saugend. Zur Sicherheit sind sie auch nochmal mehrlagig von innen mit der Luftballonmethode auslaminiert.



In so einem Kuppler findet auch die Ebay Platz und wird einfach in die beiden Körperrohrhälften hineingeschoben. Um die Elektronik einzuschalten gibt es drei Löcher um an die selbstgebauten Drehschalter zu kommen. Um alles auf dem kleinen Spant unterzubekommen habe ich die Ausstoßbehälter platzsparend aus GFK, mit CFK-Rovings verstärkt, gebaut.






Für die Abdichtung zu den Fallschirmsegmenten habe ich noch zwei Aluringe gedreht, in die zwei O-Ringe kommen. Es braucht zwar ordentlich Vaseline für den Zusammenbau, aber dafür ist es garantiert dicht.



Die Flossen sind aus einer 2,5mm CFK Platte geschnitten und an den Kanten angephast. Am besten geht das finde ich mit zwei versetzten Metallplatten als Führung zwischen die das CFK eingespannt wird. Dann schleifen bis man an den Metallkanten aufliegt. Dauert zwar und macht viel Dreck, aber das Ergebnis wird top.




Fertig sieht es dann so aus. Ich bin eigentlich recht zufrieden damit und auch das Gewicht ist ok, dafür dass ich wirklich nicht leicht gebaut habe. Danke guter Connections und preiswerten Angeboten beim Händler des Vetrauens bewegen sich die Gesamtkosten trotz CFK auch nur im Bereich eines Bausatzes ähnlicher Größe.




Geflogen ist sie auch schon. Am RJD auf einem H148R. Ein Bilderbuchflug und alles verlief wie geplant, naja, der Motorausstoß kam etwa 2 Sekunden zu früh, wie man auf den Daten vom Altimax sehen kann, aber das reichte immernoch für 421m. In Manching will ich den Vogel auf einem BC125 testen, denn damit soll sie im Herbst beim T2 Lehrgang fliegen. Und wenn ein Präfekt vor Ort ist soll sie mal etwas Höhenluft auf einem J280SS schnuppern cool






Geändert von O Shovah am 14. Juni 2011 um 00:45


Gruß Martin
RalfB

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RalfB

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Beitrag 7508901 [Alter Beitrag14. Juni 2011 um 14:16]

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Hallo Martin,

das ist ein echtes Sahne-Modell, respekt. Auf den Flug mit dem J-Motor bin ich schon gespannt.fg

Gruß Ralf

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Bäckchen

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Beitrag 7509900 [Alter Beitrag14. Juni 2011 um 16:41]

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Zitat:
Original geschrieben von RalfB
Hallo Martin,
das ist ein echtes Sahne-Modell, respekt. Auf den Flug mit dem J-Motor bin ich schon gespannt.fg
Gruß Ralf




... genau das wollte ich auch gerade sagen !

Schönes Modell mit ordentlich Dampf im Heck.
Gruß
Andreas

In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders !?
holger_t

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Beitrag 7511903 [Alter Beitrag14. Juni 2011 um 23:13]

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Hallo Martin,

das sieht Klasse aus, ich hatte mich auf der Rückfahrt vom RJD schon geärgert, da ich mir deine Fincan Lösung anschauen wollte und es doch nicht mehr geschafft hatte.

Gruß

Holger

Meine Bilder können gerne privat genutzt werden, jedoch sollte eine Namensnennung und info an mich erfolgen!
Leo_N

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Beitrag 7512900 [Alter Beitrag15. Juni 2011 um 07:46]

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Eine sehr schöne und edle Rakete

Gruß,

Leo

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Galumbo

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Beitrag 7512901 [Alter Beitrag15. Juni 2011 um 08:07]

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Hey Martin, hast du echt toll hinbekommen! Ich bin auf die Flüge in Manching gespannt...
legranddudu

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Beitrag 7521900 [Alter Beitrag17. Juni 2011 um 22:21]

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Martin,

Hab schon ein Weissbier für dich kalt gestellt..du kennst den Weg ;-)..Bravo!

Denis

"Success is the ability to go from one failure to another with no loss of enthusiasm."
(Winston Churchill)
DennisP

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Beitrag 7528900 [Alter Beitrag19. Juni 2011 um 15:24]

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Hi, Martin!

Sehr edel! Erstklassige Arbeit!

Freue mich Sie in Manching fliegen zu sehen.

Viele Grüße,
Dennis
O Shovah

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Beitrag 7528951 [Alter Beitrag19. Juni 2011 um 19:32]

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Hey Jungs!

Vielen herzlichen Dank für die ganzen Antworten. Freut mich wirklich sehr, dass sie euch gefällt. Hier noch ein paar Bilder von der Planung.

Ich konstruiere meine Raketen gerne in Catia, weil es zum einen eine gute Übung ist und zum anderen ist die Visualisierung oft sehr hilfreich.



Das ganze als Schnitt mit den beiden größten Motorvarianten.



Und wenn man die kritischen Teile (Finhalterungen) schon mal im Programm hat kann man auch mal eine Simulation drüberlaufen lassen (hauptsache schöne bunte Bilder big grin)

*klick* <----- Verformungen werden stärker dargestellt, als sie tatsächlich auftreten!

Bei der Berechnung der im Flug auftretenden Belastungen hat mir Oli Arendt sehr weitergeholfen, da fehlen mir noch die Grundlagen. Der Ring müsste fast das dreifache dieser Kräfte aufnehmen können, aber es kommt auch noch der zweite, breitere hinzu. Damit sollte auch bei einer härteren Landung noch genug Sicherheit bleiben. Die FEM-Analyse gibt ähnliche Werte aus. Die größte berechnete Spannung liegt immernoch unterhalb der Dehngrenze des verwendeten Alus.

Was jetzt noch ansteht ist der Einbau des GPS-Trackers in die Spitze, denn ohne flieg ich auf keinen Fall so hoch und die Überarbeitung der Ebay, weil man momentan noch sehr schlecht an alles drankommt.


Geändert von O Shovah am 19. Juni 2011 um 19:58


Gruß Martin
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