Raketenmodellbau.org Portal > Forum > Rund um den Raketenmodellbau > Gesetze und Paragraphen > Könnte man im Watt vor Cuxhaven einen Startplatz für extreme High Power Raketen einri
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Harald

SP-Schnüffler

Harald

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Beitrag 3703 [Alter Beitrag22. März 2001 um 18:10]

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So unglaublich es vielleicht klingen mag, bis 1964 gab es in der Bundesrepublik Deutschland ein
ziviles Raketentestgelände und zwar das Wattenvorland vor Cuxhaven!
Am 2. Mai 1963 startete hier Berthold Seliger eine Dreistufenrakete, die
über 100Kilometer hoch flog!
Das Ende für dieses Gelände kam 1964, als bei der Flugvorführung einer
Rakete von Gerhard Zucker in der Nähe vobn Braunlage (ich wundere mich sowieso,
daß man ihn dies hat im damaligen Zonenrandgebiet hat erlaubt) ein Kind,
welches in der Nähe der startenden Rakete spielte, ums Leben kam (Warum mußte der
nicht das Startgelände abriegeln?).
Daraufhin wurden die Versuche in Cuxhaven mit einer einstweiligen Verfügung
eingestellt, offiziell so lange bis neue Sicherheitsmaßnahmen ausgearbeitet
sind (Was nie geschah, dabei wurden in Cuxhaven ca. 500 Raketen ohne
Zwischenfälle gestartet, darunter auch Raketen die bis in den Weltraum vorstießen!
Möglicherweise wurde dieses Versuchsgebiet sogar nie offiziell aufgelöst, nur
man hat keine Starts mehr erlaubt und verschweigt so gut es geht, daß in
Cuxhaven im Nachkriegsdeutschland Raketen getestet wurden, da es sonst Leute geben
könnte, die dies wieder wollten und vielleicht dadurch unsere Politik schön
durcheinander bringen würden!)
Schließlich wäre der Unfall in Braunlage vermeidbar gewesen und es ließen
sich heutzutage bessere Sicherheitsstandards erreichen als vor 40 Jahren.
Sicherlich würden auch heute wie übrigens auch vor 40Jahren- Raketenstarts
im Cuxhavener Watt den Tourismus in dieser Region fördern, insbesondere auch
dann wenn man -wie damals- seine Postkarte mit den Grüßen an die Heimat mit
einer Rakete befördern lassen könnte.
Es gäbe sogar einen ökologischen Grund für ein Raketenversuchsfeld im
Cuxhavener Watt. Die Stadt Hamburg, der die Insel Neuwerk gehört, plant dort einen
Hafen für übergroße Schiffe zu errichten und diesen mit einem
Straßen-/Eisenbahndamm mit dem Festland zu verbinden.
Dieses Projekt wird von Umweltschützern stark bekämpft.
Ein Raketenversuchsfeld an dieser Stelle würde diesen Plan verhindern!
Es wäre eine gute Idee, wenn sich alle Raketenmodellclubs -vielleicht auch
in Zusammenarbeit mit der DGLR und der DLR sowie einigen Unternehmen der Luft-
und Raumfahrtindustrie- stark dafür machen würden, dieses Areal als
Raketenversuchsfeld wieder zu nutzen und zwar für alle Flugkörper bis zur
Höhenforschungsrakete!
(Theorhetisch wäre sogar ein Satellitenstart an diesem
Ort möglich!)
Jeder interessierte Amateur sollte dort -gegen Bezahlung und vorrausgesetzt
sein Modell entspricht den Sicherheitsbestimmungen- von diesem Areal sein
Modell starten dürfen. Die rechtlichen Dinge: Freigabe des Luft- und Seeraums,
usw. sollte die einzurichtende Platzverwaltung übernehmen.
Es könnten von einem derartigen Platz viele interessante Impulse ausgehen
für Bildung, Forschung, Tourismus, usw..
Mit freundlichen Grüßen
Harald
Hendrik

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Hendrik

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Beitrag 3704 [Alter Beitrag22. März 2001 um 20:10]

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Hallo H!

Seit dem die Amerikaner ihr Cape Canaveral in einem Naturschutzgebiet errichtet haben, scheint ja alles möglich zu sein.
Dennoch hoffe ich nicht, daß sie auch in diesem Punkt eine Vorreiterrolle spielen und hoffe, daß wir Deutschen nicht so schwachsinnig sind und uns unser Naturschutzgebiet Wattenmeer durch eine Raketenstartrampe verschandeln, trotz aller Liebe zu den Raketen!

Viele Grüße,

Hendrik


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Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer.
Wenn man es einem Chirurgen und einem Mörder gibt, gebraucht es jeder auf seine Weise.

Wernher von Braun (1912 - 1977), deutsch-US-amerikanischer Raketenforscher

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Rolf

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Beitrag 3705 [Alter Beitrag22. März 2001 um 20:51]

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Zitat:
Die Stadt Hamburg, der die Insel Neuwerk gehört, plant dort einen Hafen für übergroße Schiffe zu errichten und diesen mit einem Straßen-/Eisenbahndamm mit dem Festland zu verbinden


Ich glaube kaum, daß man wg. paar popeligen Raketen-Touristen ein Milliarden-Investment stoppt ;-) Dies hätte dann auch zur Folge, daß etwaige Investments in einen Raketenstartplatz völlig in den Sand gesetzt sind. Dann schon lieber ein Gebiet, an dem niemand interessiert ist.
Viele Grüße Rolf
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Oliver Arend

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Beitrag 3706 [Alter Beitrag22. März 2001 um 21:12]

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Viele unserer Raketen sind nach wie vor zumindest innen aus Pappe o.ä. Das will doch keiner im Watt landen haben, zumal dies alle 12 Stunden überflutet wird. Von daher kann es kaum als Raketentestgelände genutzt worden sein, da die Vorbereitungszeit für eine dreistufige Rakete, die 100 km erreichen soll, wesentlich länger ist als diese 12 Stunden, oder die 6 Stunden in denen das Watt vielleicht halbwegs trocken ist.
Oliver
Peter

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Peter

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Beitrag 3707 [Alter Beitrag22. März 2001 um 22:42]

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Also diesen Pessimismus kann ich nicht teilen! Ich fände es obercool, wenn uns die (wieder-) Einrichtung dieses Raketenstartplatzes gelingen würde. Habt ihr nicht vor kurzem noch noch alle sehnsüchtig geseufzt wie gut es die Amis haben, als da jemand "die größte Amateurrakete aller Zeiten" gestartet hat, die dann "ganz kurz vor Erreichen des Weltraums" daran gescheitert sei, daß sich die Leitflächen verabschiedet haben?
Und dann stellt sich heraus, daß ein Bernd Seliger, von dem ich noch nie etwas gehört habe, am 2. Mai eine Dreistufenrakete
über 100 Kilometer hoch flog! HUNDERT KILOMETER! Hat mal jemand die Liste der HPR Höhenrekorde zur Hand? Die liegen nämlich vergleichsweise bescheiden, meine ich.
Außerdem frage ich mich natürlich: wo gibt es denn nähere Informationen über Bernd und seinen Raketen? Bilder, Zeitungsartikel oder gar *Lechz* Filme? Wo lebt der heute und was macht er so? So einer gehört doch als Ehrenmitglied ins Forum aufgenommen!
Ob wir allein den Hafenausbau stoppen können, weiß ich nicht. Muß auch vielleicht nicht sein. Genügt ja, daß wir einen Beitrag leisten. Sage keiner, daß so was aussichtslos sei, hier in Bayern gibt es einen prominenten Gegenbeweis: In Wackersdorf steht eben KEINE eklige Plutoniumfabrik größten Ausmaßes.
Ich bin sicher, daß es bei uns noch ein paar Leute gibt die den Mumm aufbringen, mal ein paar wirklich starke Raketenprojekte aufzulegen. Entweder am oberen HPR Rand oder darüber hinaus. Also ich wär dabei!
Herbert

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Herbert

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Beitrag 3708 [Alter Beitrag25. März 2001 um 09:45]

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Ich habe mal in meinen alten Unterlagen der Hermann-Oberth-Gesellschaft nachgesehen. Auch diese hat den Startplatz bei Cuxhaven schon regelmäßig benutzt. Am 24.August 1957 gelang auf dem Startplatz Sahlenburg bei Cuxhaven der erfolgreiche Start der damals größten deutschen Nachkriegsrakete mit über einer Tonne Schubkraft. Im Jahr 1961 wurden die ersten mit Meßgeräten ausgestattenen Feststoffraketen "Kumulus" und "Cirrus" gestartet, die Höhen von 19,75 und 30 km erreichten (Radarmessung). Die Cirrus war übrigens 2-stufig. Sie existiert noch heute und kann im Hermann-Oberth-Raumfahrtmuseums in Feucht bei Nürnberg besichtigt werden.
Wer sich jetzt noch fragt, was das mit der RAMOG zu tun hat, dem sei nur kurz erklärt, daß die RAMOG ursprünglich eine Fachgruppe der heute nicht mehr bestehenden
Hermann-Oberth-Gesellschaft war.
Herbert (RAMOG)
Peter

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Peter

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Beitrag 3709 [Alter Beitrag25. März 2001 um 17:46]

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Herbert,
gibt es denn Unterlagen zu diesen Starts, die man hier veröffentlichen könnte, oder entsprechendes Material ganz allgemein über die Nutzung des Geländes in Cuxhafen?
Peter
Herbert

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Beitrag 3710 [Alter Beitrag25. März 2001 um 19:29]

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Ich glaube nicht, daß ich noch viel mehr Details finde und fragen kann man von den damaligen Leuten nicht mehr besonders viele, da sie nicht mehr unter uns weilen. Die ganze Sache ist immerhin schon gut 40 Jahre her.
Leider sind bei der Auflösung der HOG im Jahr 1993 auch viele Unterlagen vernichtet worden.
Einige besonders interessante Akten könnte das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in Feucht übernommen haben. Man könnte mal nachfragen.
Unser Verbindungsmann dort wäre Jörg Kadau, den Du vom T2-Lehrgang her kennen solltest.
Im übrigen, das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum ist immer einen Besuch wert, wenn Du noch nicht dort gewesen sein solltest.
Gruß
Herbert (RAMOG)
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Beitrag 3711 [Alter Beitrag27. März 2001 um 23:28]

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Harald Lutz hat mir dankenswerterweise einen Packen Informationsmaterial über die Cuxhafener Raketen zur Verfügung gestellt. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ich mir die technischen Angaben darin näher ansah. Wenn wir heute von High Power reden, dann muß das vor 40 Jahren MegaPower gewesen sein. Das Material ist einerseits so umfangreich, daß man es nicht einfach hier einscannen kann, so ein Beitrag muß ja halbwegs übersichtlich bleiben. Auf der anderen Seite sind immer noch viele Fragen offen, denn die Unterlagen wurden von einer Journalistin geschrieben, die natürlich mehr den äußeren Ablauf als die Technik dahinter ausleuchtet. Und leider können wir im Moment nur ultraschlechte Bilder anbieten, Kopien von Kopien von... Aber immerhin, besser als garnichts. Und es sollte mich doch wundern, wenn da nicht noch Originale auftauchen würden.
Ende 50er/Anfang 60er Jahre muß Cuxhafen so etwas wie Klein-Peenemünde gewesen sein. Verschiedene Raketenbauer brachten es zusammen auf über 500 Starts, heißt es da. Und zwar was für welche! Weil wir hier den Berthold Seliger (nicht verwandt oder verschwägert mit Berthold S., dem Erfinder des gleichnamigen Pulvers) und seine dreistufige Rakete schon angesprochen haben, hier gleich mehr dazu.
Grundsätzlich waren das damals Feststoffraketen, mit verschiedenen, nicht namentlich genannten Treibstoffen. Ich vermute aus Andeutungen daß es sich vorzugsweise um doppelbasige Festblöcke gehandelt haben könnte. Die einstufigen Raketen sahen z.B. so aus wie diese hier, die am 19. November 1962 etwa 40 Kilometer hoch fliegt:

Eine solche einstufige Rakete fliegt auch am 2. Mai 1963, diesmal sogar 50 Kilometer hoch. Ihre besondere Mission: sie soll neben anderen Aufgaben die Höhenwinde erkunden. Ihr folgt der eigentliche Star des Tages, die dreistufige Rakete von Bernd Seliger. In einem Augenzeugenbericht heißt es;
"Länger als drei Stunden dauerten die Startvorbereitungen. Endlich, kurz nach vier Uhr wurde die rote Leuchtkugel abgefeuert. Dreißig Sekunden später ein donnernder Knall. Der sechs Meter lange Flugkörper schoß von der Startrampe fast senkrecht empor. Das Brausen des abrennenden Treibsatzes hing in der Luft, hämmerte auf das Trommelfell. Dann plötzlich atemlose Stille - eine Sekunde - zwei - drei, da! Ein deutlich sichtbarer Blitz über den Köpfen der Versuchsgruppe: die zweite Stufe hat gezündet. Bei der dritten Stufe war dieser Vorgang weder optisch noch akustisch vom Erdboden aus wahrzunehmen , da die Rakete eine Höhe von 80.000 Metern erreicht hat. Die Sternwarte Bochum meldete sich. Sie hatte die Rakete geortet. Der Versuch war geglückt."
Am Ende werden dann etwa 100 Kilometer Gipfelhöhe erreicht. Als Treibstoffmenge werden an einer Stelle 70 Kilogramm angegeben. Und das ist der Erbauer dieser Rakete, Berthold Seliger:

Also wenn ich ehrlich bin muß ich schon zugeben daß mich die Idee fasziniert, es bräuchte eines Tages eine richtige Sternwarte um meine Raketen zu orten..

Oli4

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Beitrag 3712 [Alter Beitrag01. April 2001 um 13:01]

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Zitat:
Original erstellt von Peter Quartier:

Also wenn ich ehrlich bin muß ich schon zugeben daß mich die Idee fasziniert, es bräuchte eines Tages eine richtige Sternwarte um meine Raketen zu orten..




Jo, und dann heißt es zu recht:" Welcome to HIGHPOWER!" Beim ALRSII wäre zumindest ein Heli nicht schlecht gewesen, um manche Teile wieder einzusammeln...
Aber mal im Ernst: Steht da auch irgendwas von den Finanzen? Wenn das heute schon nicht billig ist, wie haben denn die Jungs damals solche Power starten können? Wo kamen die Gelder her?
cheers, Oli4

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